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Binger Loch: Wie der Rhein in Fluss kam

Lochsteine im Rhein bei Bingen. Pegel Bingen bei 135 cm. (Foto: Faltboot/Common License Wikipedia)

Ver­mut­lich dächte ich noch heute, das Binger Loch würde Binger Loch heißen, weil dort der Rhein so tief ist. Dabei ist es ein nicht unbe­deu­ten­des Verkehrspro­jekt, dem wir zudem eine schöne Wan­der­route verdanken.

Den Kauf­mannsweg erwäh­nte ich ja schon neulich im Zusam­men­hang der Wan­derung am Bächer­grund. Am Weges­rand las ich auf ein­er Infor­ma­tion­stafel etwas über seine Geschichte. Der Weg ent­stand, weil der Rhein einen Felsen ste­hen ließ, als er vor rund 15 Mil­lio­nen Jahren begann das Mit­tel­rhein­tal in das Rheinis­che Schiefer­ge­birge zu fräsen. Ein Riff aus stahlhartem Quarz­it. Quer über den Fluss. Zwis­chen Bin­gen und Rüdesheim. Für schwere Frachtschiffe des Mit­te­lal­ters war dieses natür­liche Hin­der­nis unüber­wind­bar. Die Schif­fer luden die Fracht in Lorch bzw. Rüdesheim aus und trans­portierten sie auf besagtem Kauf­mannsweg zur näch­sten schiff­baren Anlegestelle. Was eine Plackerei.

Kein Wun­der, dass schon die Römer ver­sucht­en eine Durch­fahrt zu schaf­fen. Im 18. Jahrhun­dert began­nen find­i­ge Tech­niker auf Betreiben Frank­furter Kau­fleute den Fels zu spren­gen. Später ver­sucht­en sich die Preußen. Erst in den 70er Jahren gelang schließlich das Binger Loch in heutiger Bre­ite von 120 Metern. Reste des Riffs sieht man heute noch an den Ufern Höhe Bingen/Rüdesheim. In Binger­brück erin­nert ein Denkmal aus her­aus­ge­sprengtem Stein an die Entste­hung des Binger Lochs.

Auch stro­maufwärts hat­te das Loch Fol­gen. Der Rhein nahm mit wach­sender Größe des Lochs Tem­po auf. Das Gefälle Rich­tung Lorch ist fast dreimal so groß wie in Rich­tung Mainz. Dadurch sank allmäh­lich das Grund­wass­er. Die Eichenpfäh­le auf denen der Mainz­er Dom St.Martin stand,  fie­len trock­en und fault­en. Der Ein­sturz der Kathe­drale kon­nte nur durch mas­sive Arbeit­en am Fun­da­ment ver­hin­dert werden.

Diese Geschichte ist ein schönes Beispiel für die Wech­sel­wirkun­gen zwis­chen Natur und Men­sch. An ein­er Stelle wird etwas verän­dert. Ein Han­del­sweg wird zum Wan­der­weg. Häfen ver­lieren ihre Wichtigkeit. Ein Dom auf Holzpfählen erhält ein festes Fun­da­ment. Und so weit­er. Alles hat seinen Grund. Das Binger Loch — für mich bis vor Kurzem ein schwarzes Loch” — hat jet­zt Inhalt. Wan­dern bildet.

Sandbänke flussabwärts des Binger Lochs.

Sand­bänke unter­halb des Binger Lochs.

Heike Tharun

Autor:

Ich bin Heike Tharun. Unterwegs in den Mittelgebirge rund um meine Heimatstadt Mainz: Oberes Mittelrheintal, Nord-Pfälzer Bergland, Hunsrück, Taunus + in meiner zweiten Heimat: das Oberallgäu bei Oberstdorf, Bad Hindelang, Hinterstein. Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin. Bergab-Floh und Bergauf-Schnecke. Ich kenne Höhenangst und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, mit schmerzendem Knie abzusteigen. Bei Problemen gebe ich nicht gerne klein bei, vor allem wenn mir etwas wichtig ist. Seit 6 Jahren gebe ich als Sportmental-Coach mein Wissen und meine Erfahrungen in Bergmut-Seminaren und -Coachings weiter. Auf Heimatwandern.de zeige ich Dir, wie Du auch mit hohem Sicherheitsbedürfnis mit den Herausforderungen der Berge/der Natur heimisch wirst ohne den eigenen Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Du lernst Dein Potenzial abzurufen und mit Selbstvertrauen und Zuversicht in Deinem Lieblingsgebirge unterwegs zu sein! Abonniere meinen Bergmut-Brief, verschenke einen Bergmut-Gutschein oder bestelle fürs kulinarische Gipfelglück unser Buch aus dem Land der 1000 Hügel.

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