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Rucksack: Warum besonders Höhenängstler und trittunsichere Bergwanderer auf den richtigen Sitz achten sollten!

Backpack or rucksack balanced against a rock on top of a mountain summit in the Alps, Hochvogel, Germany, conceptual of a healthy, active outdoor lifestyle and sport. Quelle: © XtravaganT / Fotolia.de

Im All­ge­meinen wird der Ruck­sack unter dem Gesicht­spunkt Belas­tung besprochen. Mit wie viel Gewicht packe ich ihn und wie verteile ich das Gewicht so, dass mich dieser mobile Stau­raum auf mein­er Wan­derung möglichst wenig Kraft kostet.

Was dabei oft zu kurz kommt, ist der Ein­fluss des Ruck­sacks auf die Bewegungsfreiheit. 

Die Bewe­gungs­frei­heit, ins­beson­dere die des Oberkör­pers ab Hüfte, ist eine extrem wichtige Voraus­set­zung für sicheres Bergwandern.

Sicher­heit beim Berg­wan­dern gewinnst Du näm­lich zu vorder­st durch sicheres Gehen und Ste­hen sowie durch ein sicheres Körpergefühl.

Alle drei Aspek­te sind eine Frage der adäquat­en Körperhaltung.

Eine sichere Kör­per­hal­tung auf schrä­gen, unebe­nen Unter­grün­den erre­ichst Du, indem Du Deinen Kör­per­schw­er­punkt in eine sichere Lage bringst.

Dafür ist es zwin­gend nötig, dass Du Beck­en, Hüfte und Oberkör­p­er frei und flex­i­bel bewe­gen kannst.

Sprich: Absolute Bewe­gungs­frei­heit des Oberkörpers!

Sicher­heit ist natür­lich für alle Berg­wan­der­er rel­e­vant. Aber für Höhenängstler und Trit­tun­sichere spielt sie eine beson­dere Rolle. Denn bei Ihnen geht es nicht nur darum am Ende des Tages wieder gesund und unversehrt nach Hause zu kom­men. Für sie geht es beim Berg­wan­dern um viel mehr: Sie wollen in angstaus­lösenden Sit­u­a­tio­nen hand­lungs­fähig bleiben.

Jede klitzek­leine Unsicher­heit, sei es von innen oder von außen ein­wirk­end, kann hier den Auss­chlag geben, ob Du in Panik gerätst, starr vor Schreck am Fels kleb­st oder ob Du mutig die aus­ge­set­zte Stelle gehst.

Deshalb ist beson­ders für Höhenängstler und Trit­tun­sichere extrem wichtig, dass sie Her­rin bzw. Herr bei der Hal­tung ihres Kör­pers sind und bleiben!

Ein Ruck­sack kann die Bewe­gungs­frei­heit des Oberkör­pers enorm bee­in­flussen – im pos­i­tiv­en, wie im neg­a­tiv­en Sinn.

Ob Du die Kon­trolle über Deine Kör­per­hal­tung, das Steuer fest in der Hand hast und jed­erzeit flex­i­bel reagieren kannst oder ob der Ruck­sack das Rud­er übern­immt, an dir zieht und zer­rt und beständig dro­ht Dich aus dem Gle­ichgewicht zu brin­gen, ist neben Gewicht und Verteilung des Gewichts haupt­säch­lich eine Frage, wie der Ruck­sack am Kör­p­er gehal­ten wird.

Der Ruck­sack darf nicht wie ein nass­er Sack an Dir hän­gen, son­dern muss richtig sitzen.

Richtig sitzen heißt: Du nimmst Deinen Kör­p­er und den Ruck­sack als Ein­heit wahr, diese Ein­heit lässt sich von Dir kon­trol­liert und möglichst müh­e­los bewe­gen und Du hast ein sicheres Gefühl mit dem Ruck­sack auf dem Buckel.

Einheit statt Fremdkörper

Der Ruck­sack sitzt richtig, meint, er wird von, oder bess­er auf den Hüften getra­gen statt von den Schultern.

Er hängt nicht  mit den Schul­ter­riemen an den Schul­tern, son­dern sitzt mit Hüft­gurten [Hüft­flossen] rechts und links wie angegossen auf Deinem Becken.

Die Schul­ter­riemen dage­gen dienen vornehm­lich dazu, den Ruck­sack am Kör­p­er zu halten.

Auf diese Weise baumelt der Ruck­sack nicht mehr oder weniger im unteren Kreuz und über dem Po, son­dern sitzt par­al­lel zum Oberkör­p­er und ver­schmilzt im gün­stig­sten Fall mit ihm; wird also zur Ein­heit mit demselben.

Kontrollierte Kippachse mit natürlichen Kugellagern

Wenn der Ruck­sack richtig sitzt, dann liegt er auf den Beck­en­knochen wie auf ein­er Achse mit den Hüft­ge­lenken als Kugellager.

Auf diese Weise lässt sich die Ein­heit Oberkör­p­er und Ruck­sack leicht und rei­bungs­los zu allen Seit­en kip­pen bzw. mit­tig aus­tari­eren: zu bei­den Seit­en, sowie nach vorne und hinten.

Du kannst frei und gle­ichzeit­ig kon­trol­liert, mit geringem Kraftaufwand genau die Kör­per­hal­tung ein­nehmen, die Deinen Kör­per­schw­er­punkt so aus­richtet, dass Du in bergigem Gelände sich­er stehst und gehst.

Biologische Hilfestellung für ein sicheres Körpergefühl!

Ein Ruck­sack, den Du als Ein­heit mit Deinem Oberkör­p­er wahrn­immst, die sich von Dir jed­erzeit frei und unge­hin­dert in eine den äußeren Bedin­gun­gen entsprechende Posi­tion brin­gen lässt, hast Du voll im Griff.

Du bes­timmst die Hal­tung Deines Oberkör­pers! Du hast die volle Kontrolle.

Anders ist es, wenn der Ruck­sack, wie ein Fremd­kör­p­er an Deinen Schul­tern hängt. In diesem Fall übern­immt der Ruck­sack die Regie.

Er zieht Deinen Oberkör­p­er nach hin­ten unten. Dadurch ver­lagert sich der Kör­per­schw­er­punkt automa­tisch in eine für das sichere Gehen und Ste­hen ungün­stige Position.

Du hast beson­ders auf Schrä­gen und unebe­nen Unter­grün­den ständig das Gefühl, aus dem Gle­ichgewicht zu ger­at­en, auszu­rutschen oder zu stolpern.

Auch wenn Du es gar nicht bewusst wahrn­immst: Dein Kör­p­er merkt, dass ein Fremd­kör­p­er an zer­rt und dro­ht, ihn aus der natür­lichen Bal­ance zu brin­gen. Er ist per­ma­nent Reizen aus­ge­set­zt, die dem Gehirn Gefahr signalisieren.

Kopf und Kör­p­er sind auch ohne Dich klug: In der Regel springt in ein­er solchen Sit­u­a­tion Dein Autopi­lot an. Er begin­nt automa­tisch dem Zug ent­ge­gen­zuwirken. Diese von Dir nicht bewusst kon­trol­lierte Bewe­gung bringt Dich allerd­ings weit­er aus dem Konzept. Du nimmst sie als zusät­zliche Unruhe wahr. Deine Unsicher­heit in ein­er angstaus­lösenden Sit­u­a­tion wird dadurch weit­er angetriggert.

Ein Ruck­sack dage­gen, der auf der Hüfte sitzt, sorgt qua­si automa­tisch für ein sicheres Körpergefühl.

Ein sicheres Kör­perge­fühl unter­stützt Dich auf natür­liche Art und Weise dabei, eine sichere Kör­per­hal­tung einzunehmen und zu halten.

Mach Deinen Rucksack zum Mitspieler!

Die Bewe­gungs­frei­heit des Oberkör­pers ab der Hüfte wird selb­stver­ständlich nicht auss­chließlich dadurch bes­timmt, wie der Ruck­sacks am Kör­p­er befes­tigt ist.

Ganz klar: Das Gewicht des Ruck­sacks und wie dieses im Ruck­sack verteilt ist, sind weit­ere wichtige Einflussfaktoren.

Aber: Ohne eine adäquate Befes­ti­gung des Ruck­sacks am Kör­p­er, ist alles nichts! Da kann der Ruck­sack noch so leicht, das Gewicht noch so opti­mal verteilt sein:

Wenn der Ruck­sack nicht sitzt, son­dern hängt, wird er beim Aus­tari­eren Deines Oberkör­pers immer Dein Gegen­spiel­er statt Dein Mit­spiel­er sein.

Ruck­sack­händler empfehlen Tragesys­teme mit Hüft­flossen meist erst zwin­gend bei Trekkingruck­säck­en mit einem Fas­sungsver­mö­gen ab mit­tleren bis höheren zweis­tel­li­gen Bereich.

Aber bedenke: Men­schen, die Angst haben bzw. sich unsich­er fühlen, reagieren beson­ders empfind­lich auf interne und externe Reize.

Ich erlebe es haut­nah in meinen Kursen:

In einem Ruck­sack ohne Tragesys­tem kann schon das Gewicht von zwei Litern Wass­er bei empfind­lichen Men­schen, das Kör­perge­fühl kon­trapro­duk­tiv beeinflussen.

Angst und Unsicher­heit wer­den so zusät­zlich gefördert und ver­hin­dern völ­lig unnötig, dass die Tech­niken und Meth­o­d­en der Angstreg­ulierung greifen.

Zwei Liter Flüs­sigkeit sind bei ein­er Tageswan­derung im Som­mer in den Bergen eher ange­sagte Regel als Ausnahme.

Deshalb empfehle ich Berg­wan­derin­nen und Berg­wan­der­ern, die mit Höhenangst zu tun haben bzw. die sich trit­tun­sich­er fühlen, sich in jedem Fall einen Ruck­sack mit flex­i­blem Tragesys­tem anzuschaffen!!!

Unab­hängig davon, was der Ruck­sack im End­ef­fekt wiegt. Egal, ob es sich um einen Tages­ruck­sack oder um einen Trekkingruck­sack handelt.

Mit einem Ruck­sack mit Tragesys­tem stellst Du in jedem Fall sich­er, dass Du uneingeschränkt und unge­hin­dert die Last Deines Ruck­sacks und damit Deine Kör­per­hal­tung unter Kon­trolle hast.

Oder anders aus­ge­drückt: Ein Ruck­sack mit Hüft­flossen gibt Dir als Höhenängstler bzw. Trit­tun­sicher­er die für sicheres Gehen und Ste­hen drin­gend benötigte Bewegungsfreiheit!

Heike Tharun

Autor:

Ich bin Heike Tharun. Unterwegs in den Mittelgebirge rund um meine Heimatstadt Mainz: Oberes Mittelrheintal, Nord-Pfälzer Bergland, Hunsrück, Taunus + in meiner zweiten Heimat: das Oberallgäu bei Oberstdorf, Bad Hindelang, Hinterstein. Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin. Bergab-Floh und Bergauf-Schnecke. Ich kenne Höhenangst und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, mit schmerzendem Knie abzusteigen. Bei Problemen gebe ich nicht gerne klein bei, vor allem wenn mir etwas wichtig ist. Seit 6 Jahren gebe ich als Sportmental-Coach mein Wissen und meine Erfahrungen in Bergmut-Seminaren und -Coachings weiter. Auf Heimatwandern.de zeige ich Dir, wie Du auch mit hohem Sicherheitsbedürfnis mit den Herausforderungen der Berge/der Natur heimisch wirst ohne den eigenen Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Du lernst Dein Potenzial abzurufen und mit Selbstvertrauen und Zuversicht in Deinem Lieblingsgebirge unterwegs zu sein! Abonniere meinen Bergmut-Brief, verschenke einen Bergmut-Gutschein oder bestelle fürs kulinarische Gipfelglück unser Buch aus dem Land der 1000 Hügel.

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