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Vertrautes neu entdecken: Lemberg

Ei da ken­sch Dich ja aus!“, lacht der Jog­ger neben mir. Tänzel­nd hält er für einen kurzen Wortwech­sel sein Tem­po auf mein­er Gehgeschwindigkeit. Ja, heute bin ich am Haus­berg der Tharuns unter­wegs: am Lem­berg (422 Meter) im Nord-Pfälz­er Berg­land.

Rund­wan­derung wieder mal. Von Nieder­hausen über die Nahe hoch zur Lem­berghütte, den Zick-Zack-Weg runter nach Ober­hausen, am Lem­berghaus vor­bei, an der Nahe zurück nach Nieder­hausen (11 Kilometer).

Ich laufen nach Karte und Gefühl, denn die Wan­derung heute ist qua­si Heim­spiel. Hier bin ich mit Cousi­nen und Cousins in den 60er Jahren unter­wegs gewe­sen, wenn wir bei den Lem­berg-Großel­tern am Woch­enende und in den Ferien zu Besuch waren. Durch die Wälder streifen, Felsen klet­tern, Moos fürs Osternest sam­meln. Hier hat die Sehn­sucht nach Weit­blick, Berge, Rauschen von Bäume und Regen ihre Wurzeln. Hier wuchs die Liebe zum Käsekuchen. Unzäh­lige pro Tag kon­nten es in Omas Waldgast­stät­ten-Küche wer­den, wenn die Tis­che der Lem­berghütte vollbe­set­zt waren – Käsekuchen, gedeck­ter Apfelkuchen, Bienen­stich, Streuselkuchen und, und, und.

Obwohl ich hier wie zu Hause bin, den Weg von Nieder­hausen hoch auf den Berg und den Zick-Zack-Weg ganz runter nach Ober­hausen kenne ich nicht. Ver­trautes neu ent­deck­en also und Update der men­tal­en Karte. Ent­fer­nun­gen, Höhen, Dimen­sio­nen auf den aktuellen Stand brin­gen. Vorstel­lun­gen mit der Real­ität abgle­ichen. Darum geht es heute auch.

Die Sonne leuchtet den Herb­st­wald in gel­ben Far­ben aus. Laub und Äste set­zen das Licht auf die schön­sten Fleck­en. Eichen, Buchen und weit­er oben dann auch Nadel­holz. Der Weg ist über­sät mit Eicheln. Unter den Schuhen raschelt, knirscht, knarzt und qui­etscht es kurz, wenn das Gum­mi der Sohlen über einen Stein oder einen Ast rutscht. Die feuchte Erde schmatzt beim Tritt durch Matsch. Später auf den weichen Tan­nen­nadeln ist nur noch das Reiben des Stoffs der Hosen­beine aneinan­der zu hören.

Hier tra­gen alte Eichen Namen wie Otter­ruh oder Förster-Benz-Eiche. Über schmale Pfade geht es gut rauf. Hier war der Vater sich­er unter­wegs, wenn er früh mor­gens alleine in die Pilze“ ging. Oben am Wal­drand an der schmalen Straße, die die Hütte mit der Zivil­i­sa­tion verbindet, erre­iche ich bekan­ntes Ter­rain. Weit­er geht es auf den — damals meck­ernörgel­lan­gen — Wegen der Son­ntagswan­derun­gen, 1. Mai-Touren und Lem­berg-Oma-Spaziergän­gen mit Hund. Heute ein Genuss!

Die Schranke zum ehe­ma­li­gen Stein­bruch ste­ht noch. Im Gebüsch Mauer­reste der Anlage, einige alte Schutzhüt­ten von damals ste­hen noch. Mitte der 60er Jahre wurde hier noch gear­beit­et. Höre ganz deut­lich das Warnsignal, das die Spren­gung ankündigte. Links raus: Wahnsinns­blick in die Nordp­falz, zur Bur­gru­ine Mont­fort und am Hor­i­zont der typ­is­che Buck­el des Donnersbergs.

Das war der Weg zum Sil­bersee; ent­standen beim Abbau des Quarz­por­phyrits. Bade­see im Som­mer. Sehe mich plöt­zlich mit Badeanzug und Schwimm­reifen unter dem Arm wieder hier in der Som­mer­hitze laufen. Der schmale Stich­weg zum See war damals mit alten Last­wa­gen block­iert, damit das Jungvolk nicht mit Auto und Motor­rad Ran­dale machen kon­nte. Die LKWs sind schon längst durch Fels­brock­en erset­zt, aber die meter­ho­hen Reifen, an denen man sich vor­bei­drück­en musste und der Geruch von altem Motoröl sind sofort wieder präsent. Der alte brüchige Aspalt der früheren Trans­port­straße geht im Wald über in einen Erd­weg. Dann bin ich schon an der Lem­berghütte. Kinder spie­len; wie wir früher, an der gle­ichen Stelle. Der alte Hüh­n­er­stall, wo damals auch das Plump­sk­lo neben an unterge­bracht war, ste­ht noch. Erin­nerung an nächtliche Expe­di­tio­nen mit Taschen­lampe an Omas Hand.

Der Blick von hier oben ist einzi­gar­tig: Im Nor­dosten der Hun­srück mit den Höhen des Binger Walds rüber zum Soon­wald. Land­schaft der Über-die-Dör­fer-Touren im Spät­som­mer! Auf dem berühmt, berüchtigten Zick-Zack-Weg – in der Erin­nerung liefen wir den immer nur rauf – gehe ich runter an den Fuß des Königs der Nahe­berge, wie der Lem­berg auf ein­er Infos­tafel am Lem­berghaus – ehe­ma­liges Ver­wal­tungs­ge­bäude des Stein­bruch­be­triebs — genan­nt wird. Dem Hagen­bach folge ich in nordöstlich­er Rich­tung bis zur Nahe, die mich als zum See ges­tauter Fluss wieder nach Nieder­hausen zurück leit­et. Zufrieden; wie der Angler mit der blauen Latzhose und den gel­ben Bier­dosen unterm Camp­ingstuhl, der mich fre­undlich grüßt.

Nahestaustufe bei Niederhausen.

Nah­es­taustufe bei Nieder­hausen an einem son­ni­gen Herbstmorgen.

 

Buche macht auch im Herbst einen gute Figur.

Buche macht auch im Herb­st einen gute Figur.

 

Lembergwald

Ver­traute Wege.

 

Straße von Feilbingert zur Lemberghütte.

Straße von Feil­bingert zur Lemberghütte.

 

Silbersee. Alter Steinbruch auf dem Lemberg.

Sil­bersee. Im alten Stein­bruch auf dem Lemberg.

 

Hühnerstall

Alter Hüh­n­er­stall der Lemberghütte.

 

Lembergfels

Eiger­nord­wand aus Sicht ein­er 6jährigen. Was war ich stolz hier zu klet­tern. Schneller als die Cousins war ich oben! ;-)

 

Lembergblick

Blick vom Lem­berg Rich­tung Nor­den: Hun­srück, Soon­wald. Unten Ober­hausen an der Nahe.

Heike Tharun

Autor:

Ich bin Heike Tharun. Unterwegs in den Mittelgebirge rund um meine Heimatstadt Mainz: Oberes Mittelrheintal, Nord-Pfälzer Bergland, Hunsrück, Taunus + in meiner zweiten Heimat: das Oberallgäu bei Oberstdorf, Bad Hindelang, Hinterstein. Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin. Bergab-Floh und Bergauf-Schnecke. Ich kenne Höhenangst und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, mit schmerzendem Knie abzusteigen. Bei Problemen gebe ich nicht gerne klein bei, vor allem wenn mir etwas wichtig ist. Seit 6 Jahren gebe ich als Sportmental-Coach mein Wissen und meine Erfahrungen in Bergmut-Seminaren und -Coachings weiter. Auf Heimatwandern.de zeige ich Dir, wie Du auch mit hohem Sicherheitsbedürfnis mit den Herausforderungen der Berge/der Natur heimisch wirst ohne den eigenen Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Du lernst Dein Potenzial abzurufen und mit Selbstvertrauen und Zuversicht in Deinem Lieblingsgebirge unterwegs zu sein! Abonniere meinen Bergmut-Brief, verschenke einen Bergmut-Gutschein oder bestelle fürs kulinarische Gipfelglück unser Buch aus dem Land der 1000 Hügel.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Vie­len Dank für die Bilder und vor allem, dass Sie die ins Netz gestellt haben.
    Als wir noch in Frank­furt wohn­ten waren wir (auss­er im Win­ter) im Monat wenig­stens ein­mal an der Nahe und vor allem bei den Vogts.
    Natür­lich auch am Lemberg‘see‘.

    Lebt die Frau Vogt noch ?

    Jet­zt wohnen wir in Thürin­gen und es ist halt doch zu weit — auch in unserem Alter (70)

    Viele Grüße
    Peter Klaede

    036601 935663

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    • Lieber Herr Klaede, schön, dass Ihnen die Bilder gefall­en! Es freut mich, dass ich Ihnen damit eine Freude gemacht habe. Ich weiß lei­der nicht, ob Frau Vogt noch lebt. Mir ist auch eigentlich nur eine Fam­i­lie Vogt vom Mont­forter Hof bekan­nt. Mein Groß­vater war in den 60er Jahren Hüt­ten­wirt. Ich frage mal meine Mut­ter. Die weiß sich­er mehr.
      Ihnen alles Gute!
      Her­zliche Grüße nach Thüringen
      Heike Tharun
      Heike Tharun

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    • Hal­lo mein Name ist Oliv­er Lorenz aus Monzin­gen aber in Ober­hausen Nahe geboren und dort ist auch mein Eltern­haus. Zu ihrer Frage Frau Vogt vom Mont­forter­hof: Ja sie lebt bei ihrer Tochter und ich müsste mal meine Mut­ter fra­gen wo sie wohnt. Ich weiß nur das die Tochter als Köchin in Ham­burg tätig war. Die Söhne Wolf­gang und Adolf wohnen in der Nähe z.B. in Hall­gar­ten mit ihren Familien.
      Ich kam schon als Kind auf den Mont­forter­hof mit unser­er Fam­i­lie Opa und Oma so um 1970 wenn wir am Bün­delch­estag ( Immer der 27.12. ) unsere Wan­derung macht­en von Ober­hausen zur Schin­der­han­neshöh­le hoch zum Lem­berg und dann zum Abschluss bei Fam­i­lie Vogt einkehrten. Ich kann mich sehr gut an die Räum­lichkeit­en in der Gast­wirtschaft erin­nern aber vor allem ist mir bis heute die Uhr hin­ter dem Tre­sen mit Sinal­co Wer­bung wo drauf geschrieben stand Es ist viel später als du denkst”
      MfG Oliv­er Lorenz

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      • Hal­lo, lieber Oliv­er, schön, dass Du Dich hier meldest und von Deinen Erfahrun­gen am Lem­berg und auf dem Mont­forter Hof erzählst. Ja, die Uhr hin­ter dem Tre­sen mit Sinal­co! So eine hat­te mein Opa, vor über 50 Jahren Hüt­ten­wart auf dem Lem­berg, auch an der Wand hän­gen. Sinal­co, wenn wir die beka­men, dann war das schon was gaaaanz beson­deres. Manch­mal, wenn ich am Mont­forter Hof vor­beikom­men, dann denke ich an die alten Zeit­en. Wir wohn­ten im Woch­enendge­bi­et und der Mont­forter Hof war das Ziel zahlre­ich­er Son­ntagswan­derun­gen mit den Eltern. Da gab’s auch immer Sinal­co zur Beloh­nung! :-) Her­zliche Grüße Heike

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