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Balanceakt im Gebirgsbach

Der Asphalt klebt. Er ist so weich von der Hitze, dass nicht viel fehlt, dass unsere Schuhe auf der Fahrbahn Abdrücke for­men. Wir laufen auf dem Gras am Rand. Wech­seln auf die andere Straßen­seite in den Schatten.

Das Rauschen hört sich nach einem Wasser­lauf mit ordentlich Gefälle und bre­it­em Bett an. Ein Nei­gungswinkel ähn­lich ein­er Schmelzkäsecke würde ich sagen. Tat­säch­lich stürzt der Gebirgs­bach über 2 Meter hohe Stufen im 90 Grad-Winkel (Geo­dreieck) runter. An der Stelle, an der wir auf ihn tre­f­fen, ruht er sich einen Moment aus; Hälfte ein­er hal­ben Schmelzkäseecke, schätze ich. 10 Meter bre­it. 15 Zen­time­ter Wasser­höhe. Bis zur Hälfte liegen Kiesel, so dick wie Dinosauri­ereeier, und tel­ler­große Wack­er­steine dicht an dicht, so dass man bequem trock­enene Fußes drüber laufen kann. Die 2. Hälfte kann ich die Schuhe ausziehen und bar­fuss zum anderen Ufer waten.

Die Idee, die Schuhe erst mit­ten im Bach auszuziehen, macht die Tour zum Bal­anceakt. Größtes Prob­lem: wo stelle ich den 1. Schuh trock­en ab. Hände brauche ich um den 2. Schuh auszuziehen. Zum Glück wurde meine missliche Lage nicht fotografisch doku­men­tiert. Schließlich ste­he ich wieder auf zwei Beinen. Die Schuhe hän­gen an den Schnürsenkeln in mein­er linken Hand. Taste mich Fuß für Fuß über den hubbe­li­gen Unter­grund. Erst wenn ein Fuß in der Strö­mung fes­ten Stand gefun­den hat, hebe ich den anderen nach vorne zum Schritt, set­ze ihn vor­sichtig auf und ver­lagere mein Gewicht. Die Steine unter Wass­er sind etwa so groß wie Eiswür­fel und genau­so glatt. Sie drück­en sich in meine Fuß­sohlen. Kosten­lose Massage.

Am Ufer hin­ter­lasse ich tiefe Spuren im Matsch. Vielle­icht ver­stein­ern sie und in 200 Mil­lio­nen Jahren ent­deckt ein Anthro­pologe meine Fährte. Ähn­lich die der Ure­ch­sen, die im Mont Blanc-Mas­siv gefun­den wur­den. Das ist ein lustiger Gedanke. ;-)

Wassertreten

Wieder auf zwei Beinen. Schuhe in sicher­er Höhe.

Heike Tharun

Autor:

Ich bin Heike Tharun. Unterwegs in den Mittelgebirge rund um meine Heimatstadt Mainz: Oberes Mittelrheintal, Nord-Pfälzer Bergland, Hunsrück, Taunus + in meiner zweiten Heimat: das Oberallgäu bei Oberstdorf, Bad Hindelang, Hinterstein. Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin. Bergab-Floh und Bergauf-Schnecke. Ich kenne Höhenangst und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, mit schmerzendem Knie abzusteigen. Bei Problemen gebe ich nicht gerne klein bei, vor allem wenn mir etwas wichtig ist. Seit 6 Jahren gebe ich als Sportmental-Coach mein Wissen und meine Erfahrungen in Bergmut-Seminaren und -Coachings weiter. Auf Heimatwandern.de zeige ich Dir, wie Du auch mit hohem Sicherheitsbedürfnis mit den Herausforderungen der Berge/der Natur heimisch wirst ohne den eigenen Rhythmus aus den Augen zu verlieren. Du lernst Dein Potenzial abzurufen und mit Selbstvertrauen und Zuversicht in Deinem Lieblingsgebirge unterwegs zu sein! Abonniere meinen Bergmut-Brief, verschenke einen Bergmut-Gutschein oder bestelle fürs kulinarische Gipfelglück unser Buch aus dem Land der 1000 Hügel.

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