“Der Preis der Freiheit” lautet der Titel der 3sat Themenwoche “zum Meer der Möglichkeiten”. Gestern sah ich das Porträt von Jonathan Fries. Der Kreativwanderer ist moderner Nomade. Er lebt seine Vision “von der größten Freiheit”.
So viel habe ich von seiner Mission verstanden: Jonathan wandert auf einer grob festgelegten Rundstrecke, die ihn durch Frankreich und Deutschland führt. Er ist das ganze Jahr von Ort zu Ort unterwegs. Er wohnt in einem Zelt. Personalausweis, Sozialversicherungsschein, Bankkonten, Versicherungen hat er zerrissen bzw. aufgelöst. Das Zerreißen der Papiere empfindet er im nachhinein als “vielleicht etwas gewagt”. Aus den Schnipseln hat er deshalb eine Collage geklebt, die ein Yin und Yang-Zeichen darstellt. Symbol für polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene Kräfte. Er unterhält sich weitgehend über Tauschgeschäfte (Sachen und Dienste). Das Geld für Internet und Handy (Erreichbarkeit, Kommunikation) verdient er mit Straßentheater. Er wandert alleine. Nach reiflicher Überlegung hat er entschieden: “Wer mit mir leben will, muss mit mir ziehen.”
Jonathan Fries hat eine eigene Art und eine eigene Vision. Ich gehe nicht in diese Richtung. Aber es gibt Anknüpfungspunkte. Deshalb schreibe ich hier über den Kreativwanderer, weil er eine Facette des Wanderns konsequent lebt, die mich interessiert und vielleicht auch andere. Wandern als Orientierung im “Meer der Möglichkeiten” unserer modernen Welt. Unterwegs sein, sich Neuem aussetzen, Unbekanntes wagen, um sich als Mensch zu entwickeln. Wandern, um sich auf der Welt zu verorten (und sei es zunächst nur vor der eigenen Haustür), sich eine innere Landkarte erstellen. Ich finde seine Entscheidung mutig.
- Finale auf dem Feuerberg oder Lohn der Mühe! (Worms/Bonn, Etappe 18 von Rolandeseck nach Bonn/Campus) — 23. November 2023
- Himmelsgeschenk (Worms/Bonn, Etappe 12 von Boppard nach Rhens) — 11. Februar 2023
- Genauern [Feldberg im Südschwarzwald] — 9. Dezember 2022
Man ist zwar Mitte 40, fühlt sich Mitte 20, oder sollte ich es besser Midlivecrisis nennen ?
Nein, ich nenne es die 3. Lebensphase, Neuorientierung, meine Kreativität wieder erwecken.
Beflügelt von Raphael Fellmer, Pavlik Elf und Heidemarie Schwermer, den Survival-Spezialisten Waldhandwerk, Kai Sackmann uva.,
aber auch von Friedmund und Jonathan wird die Umsetzung immer wahrscheinlicher.
Der erste Schritt ins moneyless living ist getan, bekomme Backwaren fürs Fensterreinigen, nutze freie WLAN Spots zur Kommunikation im Internet, organisiere Essen über Foodsharing oder über Fairteiler.
Eine Wanderroute existiert seit 2012.
Was mir im Moment noch etwas fehlt ist ein Netzwerk, Anlaufpunkte, ein paar Inspirationen.
Denn kreativ bin ich auch, kann vom Fensterreinigen bis zum Heimwerken iniges. Das Kräuterwissen muss ich wieder auffrischen.
Mit meinem mittlerweile nicht mehr vorhandenen Hund bin ich oft durch unsere Wälder und habe Ecken entdeckt in denen ich Stundenlang war und den Stimmen des Waldes gelauscht habe.
Das fehlt mir zur Zeit ziemlich.
Hallo,
danke für die persönlichen Einblicke!
Neuorientierung — da finde ich mich wieder. Mein Fokus: aus eigener Kraft, selbstbestimmt leben, in der Natur unterwegs sein und ganz wichtig: weiter wachsen, sich entwickeln, sich entfalten. Die Natur bietet genau die Herausforderungen, die persönliches Wachstum menschengerecht fördert. Den eigenen Radius in der Natur erweitern, angstfreier Naturgenuss, dabei will ich Menschen mit meinem Angebot unterstützen.
Vielleicht ist mein Blog ein Anlaufpunkt, der Inspiration bietet? Das wünsche ich mir! Netzwerken? Gerne!
Herzliche Grüße
Heike
PS: Survival — Hütten im Wald bauen, Stöcke schnitzen etc. — Dinge, die ich schon als Kind lernen und tun durfte.
Hallo Heike,
der Herr Fries ist sehr mutig. Zeitweise denke ich auch schon seit längerem darüber nach mal ein “Nomaden-Dasein” auszuprobieren. Noch nicht tough genug dafür :-)
Momentan kann ich wegen eines Radunfalls nicht arbeiten (Hände…). Jeder Tag birgt eine neue kleine oder größere Wanderung in der Umgebung. Fast immer lande ich kurz vor dem Zuhause im Botanischen Garten, habe bisher Glück und warmes, sonniges Wetter — ein, zwei Stündchen Lesen bei aromatischen Düften und viel grüner Aussicht. Wie Urlaub, tut trotz einiger Aua-Momente richtig gut.
Wer weiß, vielleicht doch mal nomadisieren?
Grüße
Silke
Hallo, Silke, tut mir leid mit Deinem Unfall!! Aber Du machst offensichtlich das Beste daraus. Gute Besserung…das Wetter soll ja so bleiben. ;-) Ja, der Jonathan Fries, der traut sich was. Ich hatte den Eindruck im Film, das er genau weiß, was er tut… Spannend.