In Wanderführern, Tourenbeschreibungen oder Bergmagazinen liest man öfter von „ausgesetzten Stellen“. Was habe ich mir als Bergwanderin, Bergwanderer darunter genau vorzustellen, werde ich in meinen Coachings und Kursen immer mal wieder gefragt.
„Ausgesetztheit“ ist ein Begriff aus dem Alpinismus. Man spricht auch von „Exponiertheit“. Exponiert kommt aus dem Lateinischen und bedeutet in seiner Position oder räumlichen Lage einer Sache, Einflüssen, Bedingungen oder Ähnlichem ausgesetzt sein.
Das Wort „ausgesetzt“ verwenden wir im Alltag meistens in Verbindung mit Worten wie diesen: Einer Gefahr, Wind und Wetter oder Naturgewalten ausgesetzt sein.
Wenn Dir das Wort „ausgesetzt“ in Zusammenhang mit Weg- oder Tourenbeschreibungen über den Weg läuft, dann ist damit gemeint:
Wenn Du diesen Weg gehst, dann musst Du mit Stellen, Passagen rechnen, an denen Du einer potenziellen Absturzgefahr ausgesetzt bist.
Das klingt jetzt reichlich dramatisch. Das ist es aber nicht zwangsläufig. Ich schreibe absichtlich potenziell!!!
Wege oder Pfade mit ausgesetzten Stellen sind nichts anderes als Routen mit Abschnitten, die zu einer, zu zwei oder mehreren Seiten steil abfallen. Dazu zählen Steige, Grate oder exponierte Gipfel.
Ausrutscher oder Stolperer können [müssen nicht zwangsläufig] an ausgesetzten Stellen zu lebensgefährlichen Abstürzen führen.
Merke: Ausgesetzte Wege oder Pfade, Steige mit ausgesetzten Stellen sind physisch und mental anspruchsvoll.
Damit Du eine noch genauere Vorstellung bekommst, mache ich einen Vergleich:
Ein etwa 50 Zentimeter schmaler Pfad, der rechts und links von einer ebenen Bodenfläche begrenzt wird – im Wald oder auf dem offenen Feld – ist nicht ausgesetzt. Wenn Du ausrutschst oder stolperst haust Du Dir vielleicht die Knie auf oder fällst unsanft auf den Hintern. Mehr passiert nicht.
Passiert Dir das Gleiche auf einem ähnlich schmalen Pfad, bei dem es zu einer oder zwei Seiten mehrere Meter steil nach unten geht, dann droht unter Umständen ein lebensbedrohlicher Absturz. Du bist dort einem Terrain ausgesetzt, das von Dir besonderes Können und besondere Vorsicht fordert.
Ausgesetzte Stellen – in den Alpen als auch in den Mittelgebirgen — werden meistens mit Drahtseilen oder Geländern gesichert; verlassen solltest Du Dich allerdings nicht darauf.
Deshalb bedeutet „ausgesetzte Stelle“ für Dich als Bergwanderin und Bergwanderer: erhöhte Aufmerksamkeit, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit bzw. eine gut trainierte Fähigkeit Höhenangst wirksam regulieren zu können.
Erläuterung zu den Fotos: die oberen drei Bilder zeigen “nicht ausgesetzte” Wege. Die unteren drei Fotos zeigen Wege und Pfade mit ausgesetzten Stellen.
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Guten Tag,
ja.… das ist immer so eine Sache mit den ausgesetzten Stellen. Ich bin viel in den österreichischen Bergen unterwegs und schaffe es immer mehr, auch schwarze Touren und somit Touren mit ausgesetzten Stellen zu gehen. Letztes Jahr war ich in Südtirol unterwegs und hatte mit ziemlichem Höhenschwindel zu kämpfen. Würde gerne den Sentiero degli Dei an der Amalfiküste laufen, aber auch da geht es teils ungesichert mehrere Meter steil nach unten. Beschrieben wird er als moderat und eigentlich einfach.
Sind Sie den Weg schon gegangen und können aus Ihrer Sicht berichten wie man die Sache mit dem Höhenschwindel gut lösen könnte?
Hallo, nein, diesen Weg bin ich noch nicht gegangen. Hört sich spannend an. So auf die Schnelle zum Höhenschwindel: Blick von der Gefahr weg! Ansonsten ist der Höhenschwindel natürlich auch ein Thema in meinem Kurs “Höhenangst überwinden”. Einen lieben Gruß und gutes Gelingen! Heike Tharun
Liebe Frau Tharun,
vielen Da k für Ihren schönen Artikel. Könnten Sie mir vielleicht sagen, um welchen Berg es sich auf dem 4. Bild (links) handelt (steinig, teilweise Tannenbewuchs, Wolken im Hintergrund, Gradwanderung)?
Vielen Dank und herzliche Grüße
Janine Heinzelmann
Hallo! Das ist die Gratwanderung vom Herzogstand zum Heimgarten in der Nähe des Walchensees. :-) Herzliche Grüße Heike